Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

02.03.2021 / Gewerbe im Kiez

Solidarität gefragt

Von Rita Maikowski. Im Frühling erwacht die Lust mal wieder ausgiebig bummeln und shoppen zu gehen, sich über die neue Frühjahrsmode zu informieren und zwischendurch bei den hoffentlich ersten wärmenden Sonnenstrahlen draußen einen Kaffee zu trinken.
Foto: Pressestelle BA TS

Ob das allerdings in diesem Jahr ein reines Vergnügen werden wird – nach Beendigung des Lockdowns - bleibt abzuwarten. Voraussichtlich wird es kein gemütliches Flanieren, sondern eine Völkerwanderung. Nicht nur Frühlingsgefühle werden die Menschen nach draußen treiben, sondern das verständliche Bedürfnis, nach den monatelangen Schließungen endlich mal wieder etwas zu „wühlen“, anzufassen und direkt im Geschäft anprobieren zu können.

Sicherlich wird manch einer auch eine herbe Enttäuschung erleben, wenn das Lieblingsgeschäft nicht überlebt hat. Denn besonders hart getroffen hat die Pandemie den kleineren Einzelhandel. Die meisten großen Ketten und Kaufhäuser haben sich da besser geschlagen, insbesondere dank ihrer Online-Verkaufsstrategie. Aber die Pandemie kennt nicht nur Verlierer. Einer der großen wirtschaftlichen Gewinner ist der Onlineversandhändler Amazon. Der weltweite Jahresumsatz betrug im letzten Jahr rund 386 Milliarden US Dollar, davon in Deutschland erzielt rund 29,5 Milliarden US Dollar. Insgesamt konnte Amazon eine Umsatzsteigerung gegenüber 2019 von über 100 Milliarden verzeichnen, hauptsächlich bedingt durch Corona. Verständlich, wenn die ganze Welt zu Hause hockt, die Läden geschlossen sind, Kleidung, Schuhe, Computer etc. aber dringend benötigt werden, wird im Internet gesurft und geshoppt. Oder vielleicht auch nur aus Langeweile, ebenfalls nachvollziehbar. Fragt sich nur, warum die Käufermassen hauptsächlich die Riesenverkaufsportale Amazon, Zalando und Co bevorzugen. Bequemlichkeit? Vermutete bessere Preise? Diese Annahme wurde bereits vielfach widerlegt.    

Bereits im Frühjahr letzten Jahres war absehbar, dass Corona nicht nur eine kurzfristig wieder erledigte Krise sein wird. Und dass die weltweiten Lockdowns und teilweise sogar Ausgangssperren nicht einmalig bleiben würden - vor einer zweiten Welle wurde frühzeitig gewarnt -, das konnte sich jeder ausrechnen. Da wären bereits zu dieser Zeit kreative Überlegungen auf Seiten des Einzelhandels, aber auch Solidarität seitens der Verbraucher erwünscht gewesen.

Viele Gastronomen hatten es schnell begriffen. Sie gestalteten ihre Websites um, mit Gerichten, die man telefonisch ordern und persönlich abholen konnte, ohne Einschaltung der bekannten Lieferdienste. Zu den Feiertagen boten sie außer Haus Edel-Menüs an, die Nachfrage war enorm. Das verhalf zwar nicht zu den normalen Umsätzen, war aber immerhin besser als nichts und rumsitzen. Bei einigen (leider nur wenigen) kleinen Bekleidungs- oder Schuhgeschäften das Gleiche. Auf der Website Angebote, per Click oder per Telefon bestellen, nach Terminabsprache persönlich abholen oder auch schicken lassen, mit Rückgaberecht. Oder eben das klassische Internetshoppen mit Paketzustellung. Das sichert zumindest die Stammkundschaft. Die größeren Einkaufshäuser mussten sich nicht groß umstellen, hier war Online-Shopping seit langem möglich.

Einkaufen im Internet ist durch die Pandemie verständlicherweise befeuert worden. Aber warum muss man bei den großen Plattformen kaufen, wenn das gleiche Produkt auch bei einem örtlichen Händler erhältlich ist? Hilfreich bei der Suche ist die Brancheneingabe mit Ortsangabe in Google-Maps. Dort erfährt man, welches Geschäft eine Website unterhält und dort etwa Bestellungen zur persönlichen Abholung anbietet.

Warum z.B. ein Buch bei Amazon bestellen, wenn ich es ebenso, zum gleichen Preis und vermutlich schneller, bei einer der ansässigen Buchhandlungen bekommen kann? Oder z.B. Kleidung und Kosmetik bei Zalando ordern, wenn ich diese Produkte auch bei den Modegeschäften und Parfümerien um die Ecke bestellen kann? Amazon behält bei kommerziellen Händlern, die über das Portal verkaufen, bis zu 45% Provision der Verkaufswertes ein. Das müsste eigentlich Grund genug sein, sich mit den lokalen Unternehmen solidarisch zu erklären und direkt bei ihnen zu kaufen. Im Internet und - wenn es wieder möglich ist - persönlich im Geschäft. Damit wir auch in Zukunft noch in einem lebendigen, abwechslungsreichen, quirligen Kiez demnächst wieder neugierig gerne bummeln und shoppen gehen können.

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