Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

16.11.2022 / Projekte und Initiativen

In Schöneberg beginnt die Zukunft

Christine Bitterwolf. Die Deutsche Bahn hat bundesweit 16 Bahnhöfe zum Zukunftsbahnhof gemacht. Einer davon ist der Bahnhof Südkreuz in Schöneberg. Der Bahnhof Südkreuz war 2015 der erste Zukunftsbahnhof.
Gestaltideen bis unters Dach. Foto: Thomas Thieme

Nun hat so ein Zukunftsbahnhof allerdings nichts mit dem zu tun, was man vielleicht aus  einem amerikanischen Sciencefiction-Film kennt. So visionär ist die Deutsche Bahn nun doch wieder nicht. Aber es gibt schon eine ganze Menge neuer Ideen und Visionen von Sicherheit über Energie und Umwelt bis hin zur Mobilität. Und dafür ist der Bahnhof Südkreuz ein Testbahnhof.
Das Projekt zur biometrischen Gesichtserkennung wurde 2018 positiv abgeschlossen. 80 % der Testpersonen wurden durch die Software wiedererkannt. Die Polizei will dieses Verfahren in Zukunft weiter nutzen.

Bei der Farbgestaltung des Bahnhofs wurde ein neues Konzept eingeführt. Die Bahnsteige haben jeder eine eigene Farbe erhalten, damit ist das vorher gleichmäßige Grau unterbrochen. Um sich von den üblichen kräftigen Farben, die immer einen Signalcharakter haben, zu unterscheiden, wurden zarte Pastellfarben gewählt. Die Zwischenwände und Rolltreppen an den Bahnsteigen sind nun mit freundlichem Rosa, Hellgrün, Hellblau und zartem Gelb  gestaltet. Das setzt sich im Obergeschoss fort. Die Zugänge zu den Plattformen und die Informationstafeln sind jeweils in den gleichen Farben gehalten. Und über allem schwebt „the flow“, ein Kunstwerk, das wie eine Schlange unter der Decke des Bahnhofs hängt und ebenfalls entsprechend den Gleisabschnitten pastellfarben schimmert.
Diese Farbgestaltung soll den Reisenden die Orientierung erleichtern. Sie wird ergänzt durch große Piktogramme. Bemerkenswert ist, dass die Farbgestaltung und die Piktogramme in Absprache mit dem allgemeinen Blindenverein entwickelt wurden, um auch den sehbehinderten Besuchern möglichst einfach den Weg zum richtigen Bahnsteig zu zeigen.

Außerdem wurde ein neuer Wartebereich gestaltet mit hölzernen Bänken und Stehtischen. An den Tischen gibt es USB-Anschlüsse, so dass man sein Handy aufladen oder unterwegs am digitalen Arbeitsplatz arbeiten kann. Wer sich nur entspannen will, kann die freundliche Atmosphäre mit echten Grünpflanzen und  aufgemalten Blättern auf den Glaswänden genießen.

Am Gleis 1, hier fährt die S-Bahn Richtung Lichtenrade, wird die „leuchtende Bahnsteigkante“ erprobt. Ein durchgängiger roter Streifen warnt vor dem Nähern an die Kante zum Gleisbett. Der Streifen leuchtet als unterbrochene Linie, wenn die Bahn erwartet wird und soll bald weiß anzeigen, wo der Zug halten wird. In der Zukunft soll der Bahnsteig dann noch in grün, gelb und orange die Auslastung der einzelnen Wagen anzeigen, damit die Fahrgäste gleich dort warten können, wo sie in der Bahn auch einen Platz finden. Damit sollen auch Staus beim Einsteigen verhindert werden.

Die Idee, den ganzen Bahnhof unabhängig und autark mit Strom zu versorgen, wird zurzeit nicht weiter verfolgt. Es gibt jedoch immer noch 2 Windräder auf dem Dach des Bahnhofs und einen Solar-Mover, die zusammen soviel Energie produzieren, dass alle Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Fahrräder am Bahnhof mit Strom versogt werden können. Allerdings werden hier keine Elektro-Carsharing-Autos mehr angeboten. Die Elektrobusse der BVG haben eine eigene Ladestation.

Neu ist jedoch seit Juni dieses Jahres das Angebot „DB Radfix“ am Bahnhof Südkreuz. Wer mit dem Fahrrad zum Bahnhof fährt, um dann in die S-Bahn oder Fernbahn umzusteigen, kann in der Zeit seiner Abwesenheit sein Fahrrad überholen oder reparieren lassen, ohne dafür zusätzliche Zeit zu investieren oder an anderen Tagen auf sein Rad verzichten zu müssen. Termin und Auftrag werden online gebucht auf bahnhof.de/radfix. Das Fahrrad wird an einem reservierten Stellplatz an ein Rad-fix-Schloss angeschlossen, die Werkstatt „Bike-Box Tempelhof“, mit der die DB hier zusamenarbeitet, holt das Rad ab und stellt es nach der Reparatur oder Wartung wieder zurück. Der Reisende kann abends wieder mit seinem Fahrrad nach Hause fahren. Bis 13. November gibt es sogar eine Herbstaktion mit 25% Preisnachlass auf alle Reparaturen. Der Stellplatz für die Radfix Räder ist auf der Schöneberger Seite in der Lotte-Laserstein-Straße.
Mit diesem Projekt wird jetzt ein Jahr lang ein neues Angebot im Rahmen der autofreien Mobilität erprobt.

Man darf gespannt sein, was die Deutsche Bahn in Zukunft noch für Ideen entwickelt, die dann auf diesem Zukunftsbahnhof getestet werden können. Das große Ziel ist es, mehr Fahrgäste mit der Bahn zu befördern.

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