Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

26.05.2022 / Gewerbe im Kiez

Etchingroom I: It was crowded yesterday

Von Cornélia Schmidmayr und Eva Schenk. Zwei junge Ukrainerinnen, Kristina Yarosh und Anna Khodkova stellen ihre Grafiken unter dem Titel „It was crowded yesterday“ in der ArtEastGallery in Friedenau noch bis zum 30. Juni 2022 aus.
8:15 Uhr, Radierung, 2021, Unikat

Auf ihrem Einladungsplakat zeigen sie eine Bombe, eine Bombe, die sie noch vor dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine gedruckt haben, als die Mehrheit der Europäer sich noch nicht vorstellen konnte, dass es zu diesem schrecklichen Krieg kommen würde, als wir nicht wahrhaben wollten, dass in der Ostukraine seit 2014 ein kriegerischer Zustand herrscht. Mit dem Titel „It was crowded yesterday“ (Gestern waren eine Menge Leute da) meinen sie, dass noch gestern zu einem Konzert in der Untergrundbahn trotz des Krieges viele Menschen gekommen waren, hunderte von Menschen versammelten sich auf Bahnsteigen, um zu fliehen, ehe russische Bomben auf die Zivilbevölkerung fielen. Sie meinen damit, dass die ukrainische Kunst auch in den Zeiten des Krieges lebt, trotz der Absicht der russischen Armee, ukrainische Kunst und Kultur auszulöschen. Auf abenteuerlichen Wegen kamen die Grafiken über Warschau nach Berlin und reisen von Berlin nach Augsburg und Paris weiter.

Kristina Yarosh und Anna Khodkova zeigen in ihren Bildern das Alltagsleben des ukrainischen Volkes vor dem Krieg in sehr humorvoller, gewitzter Weise, zum Beispiel in ihrer Arbeit mit dem Titel „Am Montagmorgen um 10:45“ sehen ein paar lustige Figuren verschlafen aus ihren Fenstern, ein Betrunkener wird zur Tür hinausgeschoben, müde und muntere Gestalten fahren im Bus zur Arbeit oder stehen ungeduldig an der Haltestelle. Es sind Typen, die in comicartiger Gestalt gezeigt werden. Im Grunde sind es verlorene Paradiese. Durch den Krieg ist alles anders geworden. Die Druckmaschinen sind nicht mehr erreichbar, die Druckvorlagen bedroht, die geistige Gesundheit betroffen, die Lust am Leben, Lachen und Lieben ist bedroht. Jetzt ist alles anders geworden.

Das Leben vor dem Krieg könnte überall in Europa stattfinden, die Bildersprache der Künstlerinnen ist gut verständlich. Sie arbeiten mit Kupferstichen, Holzdrucken oder Linoldrucken, stellen Hunde oder andere Tiere auf Kacheln dar oder zeichnen Menschen, die sich im Weltraum einrichten oder in U-Booten. Der Weltraum und das U-Boot stehen in der ukrainischen Kultur für die große Freiheit im Himmel und unter dem Meer. Es sind liebevolle, manchmal surrealistische Traumwelten, Fantasien, Legenden und Satiren. Es ist eine populäre und doch hintersinnige Kunst. Die Künstlerinnen selbst sehen ihre Werke als verlorene Paradiese.

Die ArtforPeace Foundation tut viel, um den Künstlerinnen ihre Druckstöcke, ihre Maschinen und ihr Werkzeug zu erhalten und ihnen auch in Zeiten des Krieges ein Leben für die Kunst und mit der Kunst zu ermöglichen. Sie freut sich, dass die Künstlerinnen in Augsburg und Paris demnächst ausstellen können und in Frankreich an einem Residenzprogramm teilnehmen können.

Besuchen Sie die Ausstellung in den Räumen der ArtEastGallery, Gosslerstr. 1, 12161 Berlin, direkt am Friedrich-Wilhelm-Platz, www.arteastgalleery-bk.com, auch mit Ihren Kindern und Jugendlichen, es ist eine junge, frische Kunst.

Veranstaltungen


Alle Veranstaltungen