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10.12.2020 / Gewerbe im Kiez

Die Welt der Martha Cooper

Von Elfie Hartmann Eine Martha Cooper bereist seit über 50 Jahren die Welt, und man darf dabei sein. Darf mitkommen, teilhaben und genießen oder auch „nur“ ihre fotografisch festgehaltenen Eindrücke anschauen, verinnerlichen und vielleicht ganz ganz still werden.
Das weitläufige Urban Nation. Foto: Elfie Hartmann

Die beeindruckende Foto-Ausstellung im Urban Nation Museum am Nollendorfplatz wird niemanden gleichgültig lassen können. Da sind zum Beispiel die Fotos von den Kindern in Haiti, die sich ihr Spielzeug aus Trümmern, Müll und Abfall selbst gebastelt haben. Man spürt, dass Martha Cooper mit ihnen eins war, ja, eine Freundin in Momenten der Aufnahmen. Und wenn man nachliest, bestätigt sich dieser Eindruck sofort.
Seit ihrer ersten Reise nach Haiti im Jahr1978 bis zu ihrem jüngsten Streifzug über die Insel im Jahr 2019 hat Martha Cooper Spielzeug gesammelt, das Kinder, denen sie beim Spielen auf den Straßen Haitis zuschaute, aus weggeworfenen und gefundenen Gegenständen selbst gemacht hatten.

Die Auswahl aus ihrer Sammlung von einzelnen Autos aus handelsüblichen Plastikflaschen und LKWs aus Blechdosen sind hier im Original sicher in einer Vitrine im Museum, ganz nahe von den  Fotos der Kinder verwahrt, ausgestellt. Zu sehen im Ausstellungsbereich: Street Play.
Aber von Anfang an: Wer ist diese Fotografin? Darüber wird im Eingangsbereich ausführlich informiert.

Martha Cooper (geb. 1943) ist eine amerikanische Dokumentarfotografin. Ihre Aufnahmen aus den frühen 1980er Jahren von Graffity Künstler/innen und deren Werken auf U-Bahnen bilden das Fundament der heutigen Graffity- und Streetart-Szene. Ihre Fotos werden als Schlüsseldokumente der aufkommenden Graffity- und Hip-Hop-Kultur verstanden. Die Ausstellung bietet interessante Einblicke in ihr persönliches Archiv und versteht sich als umfassende Retrospektive. Zusätzlich sind viele Arbeiten zu sehen, die bisher nie veröffentlicht worden sind, die hier in Berlin also erstmalig gezeigt werden.
Aufgewachsen ist sie in Baltimore, Maryland (USA) als Tochter des Inhabers eines Kamerageschäftes. Sie bekam so ihre erste Kamera im Alter von 3 Jahren geschenkt. Mit ihrem Vater ging sie schon damals auf Fotostreifzüge. Sieben Jahrzehnte später fotografiert Martha Cooper noch immer auf der ganzen Welt. Als wissbegierige Ethnografin würdigt sie Menschen letztlich in ihrer Einzigartigkeit. Ihre Bilder erzählen allesamt Geschichten. Sie beobachtet genaustens und strebt sichtlich danach,  immer das Besondere im Alltäglichen festzuhalten…
Seit sie 1975 nach New York zog, um eine Karriere als Fotografin einzuschlagen, hat sie zuerst bei der New York Post angefangen, um Fotos für die Story des nächsten Tages zu liefern. Eine Fotoredakteurin ermutigte sie, auf ihren täglichen Streifzügen auch mal zufällige Aufnahmen zu machen.
In dieser Zeit entwickelten sich dadurch mehrere Langzeitprojekte, beginnend mit der Schwarz-Weiß-Fotoserie aus dem Buch New York State of Mind. Im Jahr 1985 tat sie sich mit City Lore, einer Organisation von urbanen Volkskundler/innen zusammen und trug daraufhin zu vielen langfristig angelegten Dokumentationen von Nachbarschaften der ganzen Stadt bei. Die Projekte Italien Brooklyn und Casitas fangen das Alltagsleben von immigrierten Gruppen ein und die Traditionen, mit denen sie New York zu ihrem Zuhause machen. Remembering 9/11 indessen dokumentiert die improvisierten Gedenkstätten auf den Straßen der Stadt für die 2.977 Opfer, die bei den Angriffen auf die Twin Towers ums Leben kamen.
Diese überaus bemerkenswerte Ausstellung zeigt ein Spektrum ihres Werdegangs, ihre Biographie und ihr gesamtes Schaffen, legt ihr Wesen offen. Man sollte sich Zeit nehmen.

Martha Cooper:
Taking Pictures
3. Oktober bis 1. August 2021
URBAN NATION MUSEUM FOR URBAN CONTEMPORARY ART
Bülowstraße 7, 10783 Berlin-Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr
Eintritt frei.
(Coronabedingt ist es ratsam, sich im Vorfeld über den Zutritt zu informieren: https://urban-nation.com/de/)

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