Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

17.12.2023 / Gewerbe im Kiez

Die Maria und der Mohamed

Von Christine Bitterwolf. Seit Mitte November läuft am Schlossparktheater die Aufführung um die Probleme einer alten Dame und eines syrischen Flüchtlings. Eine Komödie, in der man herzlich lachen kann über Szenen, die bestimmt viele Zuschauer aus dem eigenen Alltagsleben kennen, in der aber auch ganz aktuelle Themen angesprochen werden, über die sich das Publikum später noch eigene Gedanken machen kann.
Peggy Lukac, Mohamed El-Asmer , © DERDEHMEL/Urbschat

In dieser Produktion hat das Theater vier großartige und überzeugende Schauspieler auf die Bühne gestellt, die dem Publikum auch aus Film und Fernsehen gut bekannt sind. Der Autor des Stückes, Folke Braband, hat allen seinen Figuren einen in sich geschlossenen Charakter gegeben.

Maria, gespielt von Peggy Lukac, ist eine alte Dame, die zwar körperlich schon sehr eingeschränkt, aber geistig noch völlig fit ist. Sie will ihre eigene Schwäche nicht wahrhaben und jeden, der sie darauf hinweist, ihre Tochter und die Pflegerin, lehnt sie ab. Sie wirft mit verbalen Spitzen um sich und denkt sich kleine Gemeinheiten aus. Für diese Biestigkeiten sind ihr die Lacher aus dem Publikum sicher.

Hanna, die Tochter, gespielt von Julia Bremermann, steht mitten im Leben und will dynamisch überall und jedem helfen. Sie erklärt ihrer Mutter eindringlich, was sie sagen und tun soll, damit die Pflegebedürftigkeit anerkannt wird und sie entsprechend Geld bekommt. Doch Maria will das nicht. Hanna erklärt der Pflegekraft, wie sie am besten das Vertrauen ihrer Mutter gewinnen kann, aber diese vertraut lieber auf ihre jahrelange Erfahrung. Hanna erklärt dem Mohamed immer wieder, was er bei der Anhörung über seine Flucht sagen soll, damit er eine Aufenthaltserlaubnis bekommt, aber der will gar nicht darüber sprechen.

Die Altenpflegerin Nancy, gespielt von Marie Schöneburg, übt ihren Beruf mit viel Engagement und Routine aus. Sie ist immer fröhlich und führt ihre Gespräche mit immer gleichen Floskeln. Auch hierüber lachen die Zuschauer spontan und herzlich.

Mohamed, gespielt von Mohamed El-Asmer, spricht anfangs nicht viel, weil er noch kein Deutsch kann und später spricht er nicht, weil er über sich und die Flucht nichts erzählen will. Er beobachtet jedoch sehr genau, was um ihn herum passiert, und bemerkt dabei auch, dass die alte Frau den Respekt, den sie für sich selbst einfordert, andern nicht immer entgegen bringt.

Wie diese Menschen zusammen leben und mit einander auskommen oder auch nicht auskommen, wird über mehr als ein Jahr lang gezeigt. Der Zeitablauf wird durch eingespielte Bilder aus der Natur im Garten vorgeführt.

Zu Beginn des Stückes scheint es, als wenn hier nur eine Menge von Vorurteilen angehäuft werden: alte Menschen müssen ständig umsorgt werden und können keine eigenen Entscheidungen mehr treffen: in Krankenhäusern wird man nur krank gemacht und fremde Personen, hier Pflegerinnen, will keiner im Haus haben; Araber haben alle den gleichen Namen und was wollen die eigentlich hier?  Der Autor hat hier dem Volk aufs Maul geschaut. Im Laufe der Handlung werden diese Klischees jedoch begründet oder entkräftet.
Zumindest Maria und Mohamed kommen sich näher. Er hilft ihr bei der Gartenarbeit und sie bringt ihm die deutsche Sprache bei. Sie singen gemeinsam deutsche und arabische Lieder. Er kocht für sie Speisen aus seiner Heimat und sie interessiert sich für seine Lebensweise „was macht ihr eigentlich zu Weihnachten?“. In einer der letzten Szenen erzählt Mohamed dann endlich doch sehr dramatisch von seiner Flucht.

Es ist ein heiterer Abend, der zu tiefsinnigen Gedanken anregen kann.
Dieses Theaterstück wird noch bis 26. Dezember im Schlossparktheater gezeigt.

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