Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

03.09.2023 / Orte und Plätze

Der besondere Park mit Geschichte

Von Elfie Hartmann. Je mehr man die eigene Stadt erkundet, desto gesteigerter wird nicht selten eine gewisse „Neugierde auf mehr“. Und die damit erwachsenden Interessen kultureller Art, dazu (garantiert) unvorhergesehene Begegnungen mit Menschen, sind dann oft wertvolle oder auch überraschend amüsante Begebenheiten, an die man sich später gerne erinnert. Dies wird natürlich nicht nur Berlinern so gehen, sondern vielen Menschen, die sich leider oft in ihrer direkten Umgebung viel zu wenig auskennen.
Foto: Elfie Hartmann

Dass jährlich Millionen von Touristen gerade „unser Berlin“ interessanter und sehenswerter als ihr eigenes Zuhause zu finden scheinen, sollte vielleicht öfter bedacht werden. Man kennt schon alles? Man kann ja „später“ irgendwann auch noch so Vieles besuchen, ansehen, besichtigen und entdecken? Das macht man leider letzten Endes doch eher selten und wenn doch, dann nur quasi notgedrungen und mit privaten Berlinbesuchern. Warum aber nicht selbst mal ganz allein oder mit gleichgesinnter Begleitung in der eigenen Stadt umherreisen?
(Und abends ist man vielleicht sogar glücklich, wieder im eigenen Bett zu schlafen. Zumal obendrein üblicher Stress auf Flughäfen und Bahnhöfen ausgeklammert werden kann. Vom zeitraubenden Kofferpacken, Reise- und Unterkunftskosten sowie dazukommenden unerwartet auftretenden Unannehmlichkeiten ganz zu schweigen.)

Der Berliner Norden
Deswegen führt dieser Tipp für einen ganz und gar unkomplizierten Ausflug einfach mal in den Nordwesten von Berlin. Und zwar in Richtung Pankow, an einen Ort, wo pures Menschsein und Historie ganz besonders nah zu erleben sind, dem Mauerpark.

Auf diesem großflächigen grünen Areal kommen wirklich alle Generationen auf ihre Kosten: Von unterschiedlichen Events, spontanen Darbietungen mit Straßenmusikern, nicht selten auch mit bekannten Künstlern, Theateraufführungen im Amphitheater, mobilem Karaoke, Kinderspielplätzen, einladenden, zum Teil recht originell gestalteten Restaurants, sonntäglichem Flohmarkt bis hin zu einigen durch Bürgerinitiativen geschaffenen Nutzgartenanlagen, ist alles - und noch mehr - je nach öffentlicher Ankündigung und von Jahreszeiten abhängig, zu genießen. Außerdem gibt es einen Hundeauslaufplatz, einen Platz für Basketball oder zum Skaten sowie einen ausgewiesenen Grillbereich.

Grüne Oase Mauerpark
Er liegt im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg und wurde als damaliges Brachland im Jahr 1990 nach dem Mauerfall erstmals spontan aber kontinuierlich entgegen vieler Widerstände von Bürgerinitiativen bepflanzt. Erst vier Jahre später wurde er nach Plänen des Landschaftsarchitekten Prof. Gustav Lange offiziell eröffnet und bis 2020 mehrfach erweitert. (Leider muss aber auch erwähnt werden, dass außer in den Restaurants bis dato keinerlei öffentliche Toiletten vorhanden sind). Der Park folgt dem Verlauf der ehemaligen Berliner Mauer entlang der Schwedter Straße und gilt, nicht nur für Insider, inzwischen als ausgesprochen populäres Naherholungsgebiet. Im Touristenführer wird er als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Berlins bezeichnet. Zwischenzeitlich gab es aber auch einige Beschwerden seitens der direkten Anwohnerschaft in Bezug auf gelegentliche Lärmbelästigung. Dem wurde entsprochen und so wurde flugs eine mobile Installation im Park errichtet, die einer riesigen Muschel ähnelt. Die berühmte „Acoustik Shell“, unübersehbar als ein imposantes Kunstwerk, das gleichzeitig zweckmäßig ist. Es handelte sich um eine so genannte „Lärmschutzmuschel“, in deren schallgeschütztem Halbrund unterschiedliche Konzerte stattfinden.

Wie der Park entstand
Wie schon erwähnt, waren Anwohner die ersten, die nach dem Mauerfall den Stadionhang auf dem Falkplatz mit Bäumen bepflanzten, denn der Wildwuchs hatte sich bereits merklich ausgebreitet. Die Schwedter Pflasterstraße durchzieht als Hauptweg den gesamten Park der Länge nach. Als der ehemalige Bahnbetrieb nach dem zweiten Weltkrieg eingestellt wurde, entstand dort vorerst ein Gewerbegebiet. Und so liegt ein Großteil des Mauerparks auf dem Gelände des alten Stettiner Bahnhofs.

1988 wurde dort auf Grund eines Gebietstausches eine neue Hauptmauer etwas weiter westlich errichtet. Da die alte Mauer nicht abgerissen wurde, standen hier beim Mauerfall insgesamt drei Mauern. Bekannterweise wurde die Hinterlandmauer seinerzeit durch eine zweite Mauer ergänzt, dazwischen befand sich ein breiter Sandstreifen, der eine Erschwerung von Fluchtversuchen bewirken sollte. Er war als „Todesstreifen“ allseits bekannt.

Am Eingang des Mauerparks sind wetterfest mehrere Informationstafeln mit den historischen Fotos zu sehen. Außerdem Privatfotos von missglückter Flucht durch Verrat in letzter Minute und anschließender Konsequenzen.

 
Berliner Mauerpark
Am Falkplatz 1
10437 Berlin Prenzlauer Berg

Straßenbahn M 10
U-Bahn Station:
Eberswalder Straße/Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

Die Termine von jeweiligen Veranstaltungen sind im Internet zu erfahren unter:
https://www.mauerpark.info.

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