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01.05.2023 / Orte und Plätze

Ausflug in den Keller

Von Elfie Hartmann. Unerschöpflich scheint das kulturelle Angebot rund um das Brandenburger Tor in Mitte. Und das ist nicht allein interessant für den Tourismus, sondern darf und sollte auch immer wieder für die Berliner selbst einen Besuch wert sein.
Foto: Elfie Hartmann

Zentral in der Mitte Berlins gelegen sind bei dem heute hier vorgestellten Ort also keine größeren Entfernungen einzuplanen. Und dieses Mal geht der Ausflug -  in einen Keller, noch dazu in einen ehemaligen Kohlenkeller. Und zwar in den bis heute erhaltenen Keller der Akademie der Künste am Pariser Platz. Dieser Ausflug wird zum einzigartigen Abenteuer, sobald man die historischen Hintergründe erfährt und ist kulturpolitisch interessant. Genau hier befindet sich nämlich das bildhafte Zeugnis eines jugendlichen Nachkriegsaufbruchs. Und dies ist, mit den Ausstellungssälen und dem Brandenburger Tor, das einzige noch originale Andenken des historischen Platzes.

Zeugen historischer Geschehnisse
Es trug sich in den Jahren 1957 und 1958 während der politischen „Tauwetter Periode“ zu, dass sich anlässlich zweier Faschingsfeiern im damaligen Kohlenkeller der ADK einige Kunstmaler, allesamt Meisterschüler der Akademie, dort unten mit ihren Malereien verewigt haben. Sie schufen beeindruckende Wandmalereien in unterschiedlichsten Stilrichtungen. Gleichermaßen gelten sie heute als Zeugnis eines jugendlichen Aufbegehrens. Die Arbeiten der im Nachhinein so genannten „Faschingsmaler“ sind als der Höhepunkt eines politischen Kesseltreibens gegen die Akademie der DDR einzuordnen.  Kunstschaffende der symbolträchtigen Wandmalereien sind nachfolgend namentlich aufgeführt. Es handelt sich um die Künstler Manfred Böttcher, Harald Netzkes, Ernst Schroeder und Horst Zickelbein. Zwar gelang der Erhalt sämtlicher Arbeiten tatsächlich über all die Jahrzehnte, doch erst im Jahr 2018 wurde der Bilderkeller dann letztendlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Die Titelgebung ist gleichzeitig Deklaration:

„Arbeit am Gedächtnis - Transforming Archives“
Der Keller mit den original erhaltenen Wandmalereien ist allerdings nur im Rahmen einer Führung und mit vorheriger Anmeldung zu begehen und zu erkunden. Dazu ist er leider, da im Original erhalten und absolut unverändert, nicht rollstuhlgerecht, was allerdings in diesem Fall kein Hinderungsgrund für kunstinteressierte und auch gehbehinderte Besucher_ innen bedeuten muss. Denn ebenerdig zugänglich sind, genau wie die Eingangshalle zur ADK, leicht linksseitig unübersehbar im hinteren Restaurationsbereich, mehrere Videoinstallationen als Medienstation mit Kopfhörern ausgestattet aufgebaut. Ist also der direkte Gang zu dieser „inoffiziellen Kunst“ im Keller aus persönlichen Gründen nicht möglich, wird hier ausführlich über die Entstehung, die einzelnen Künstler und deren Motivation seinerzeit informiert. Mehrere Interviews sind in Filmen festgehalten worden und für interessierte Besucher_innen ungestört vor Ort zu sehen. Dazu kommen Zeitzeugen zu Wort, u.a. Fritz Cremer, Paul Dessau, Helene Weigel und Arnold Zweig. Original erhaltene Tondokumente und eine Publikation in Deutsch und Englisch geben Einblicke in die damaligen Auseinandersetzungen.

Geschichtliches hautnah
Während die Führungen kostenpflichtig sind, ist hier im Foyer damit für Interessierte die Möglichkeit gegeben, kostenlos sämtlichen Hintergrundgeschehnissen der Entstehungsgeschichte bildlich und akustisch in Originalversionen beiwohnen zu können. Während der Corona Pandemie durften pro Führung nur jeweils drei Personen im Keller anwesend sein. Die Vorschriften sind inzwischen großzügig gelockert. Nachfolgende zukünftige Events werden in ausliegenden Flyern und/ oder  kulturellen Veranstaltungskalendern angekündigt oder sind direkt vor Ort am Infotresen zu erfahren. Es gibt diesbezüglich unter anderem auch unterschiedliche Variationen und Sonderführungen, die größtenteils bei freiem Eintritt angeboten werden. So ist z.B. ohnehin freier Eintritt garantiert für sehbehinderte oder blinde Besucher_innen. Auch für Schüler/Gruppen werden gesondert Vergünstigungen für Tickets s.u. angeboten.

BILDERKELLER
„Arbeit am Gedächtnis -Transforming Archives“
Pariser Platz 4
10117 Berlin Mitte
Tel. 200 57 -1000  und  200 57- 0/1000

Nächste Führungen:
6.7 und 5.10.23 jeweils 17 Uhr
https://www.adk.de/bilderkeller
kunstwelten@adk.de
anmeldung@adk.de

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