Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

04.03.2023 / Menschen in Schöneberg

30 Jahre Suppenküche St. Marien

Von Dirk Rüdiger Schumann. Im November dieses Jahres begeht die Suppenküche St. Marien der katholischen Kirchengemeinde Maria unter dem Kreuz ihr 30-jähriges Jubiläum. Das Projekt wird von einem hauptamtlichen Mitarbeiter geleitet.
Foto: Gemeinde St. Marien

Neben ihm wird alles weitere vor allem von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen, ohne deren treue und vielseitige Unterstützung der Betriebsablauf nicht zu gewährleisten wäre. Unterstützung kommt durch viele katholische und evangelische Gemeinden und natürlich aus der Nachbarschaft hier im Kiez.
Seit dem letzten Herbst sind die Räumlichkeiten der Suppenküche wieder für die Gäste zugänglich. Die Schließung lag zum einen an den Corona-Auflagen, aber zum anderen auch an Bauarbeiten, die jetzt im Großen und Ganzen abgeschlossen sind. Wir haben die Zwangsschließung durch die Corona-Pandemie zur Renovierung der Räumlichkeiten genutzt.
 
Die Finanzierung dieser Arbeiten war durch großzügige Spenden mehrerer Sponsoren erst möglich geworden. Neben einer Totalsanierung des Herren-WC und neuen Anstrichen in den Essensräumen haben wir im Hauptessensraum mehrere Paneele zur Dämmung der Akkustik montieren können. Diese „schlucken“ den Schall der Gesprächskulisse, die die Gäste im Essensraum erzeugen, zu einem erheblichen Teil, was den Aufenthalt für das Personal wie auch für die Gäste wesentlich angenehmer gestaltet.
Somit können sich unsere Gäste wieder vor Ort zu Gesprächen treffen. Neben dem Mittagessen bieten wir einen Kuchen- oder Keksteller an. Als Getränke sind Tee oder Kaffee vorhanden.

Dieser Treffpunkt ist so wichtig, weil Bedürftige sich den Aufenthalt in einem Café oder Restaurant einfach nicht leisten können. Ein weiterer Aspekt ist, dass Treffpunkte wie der unsere einer Vereinsamung der Besucher entgegenwirken. Es geht also eben nicht nur um das zur Verfügung stellen einer warmen Mahlzeit, sondern um die Herstellung eines sozialen Raumes mit der entsprechenden Wohlfühlatmosphäre. Inzwischen wärmen sich auch viele Gäste, die über eine Wohnung verfügen, bei uns auf, um zu Hause die Kosten für das Heizen zu reduzieren. Für Obdachlose sind Räumlichkeiten zum Aufwärmen ohnehin von zentraler Bedeutung.

Neben diesem Angebot verteilen wir an unsere Gäste Lebensmittel, gerade Obst und Gemüse; Sachspenden wie z.B. Bücher, Besteck, Geschirr und Kosmetikartikel kommen hinzu. Bei den Lebensmittellieferungen müssen wir leider beobachten, dass diese in einem erheblichen Maße abgenommen haben. Dies liegt daran, dass die Supermärkte und Geschäfte in der Zwischenzeit anders kalkulieren und somit weniger an die Berliner Tafel abgeben. Dadurch kommt vor Ort weniger an und das bei steigenden Gästezahlen. Für uns ergibt sich die Quadratur des Kreises. Trotzdem versuchen wir, möglich zu machen, was (noch) möglich ist. So wird bereits verstärkt ab spätestens Mitte des Monats nach Obst und Gemüse nachgefragt. Die Teuerungsrate lässt sich an einem kleinen Beispiel verdeutlichen: Eine No-Name Leberwurst kostete vor Coronazeiten 0,99 Euro, dann 1,19 Euro, dann schließlich 1,29 Euro und seit einigen Monaten 1,49 Euro. Die Verteuerung der Lebensmittel ist bei einer gleichbleibenden Unterstützung dramatisch. Die Erhöhung des Bürgergeldes um ca. 50,- Euro wird keine Abhilfe schaffen, geschweige denn, dass es zu einer realen Erhöhung kommt. Da ist jetzt die Politik gefragt!

Eine weitere Beobachtung betrifft das Thema Altersarmut. Diese hat in den letzten Jahren erheblich zu-genommen. Da die Arbeitsverläufe nicht mehr wie früher kontinuierlich verlaufen, sondern von Brüchen geprägt sind, wird die entsprechende finanzielle Lücke im Alter größer. Auch wer 40 Jahre gearbeitet hat, hat nicht automatisch eine Rente, von der er leben kann. Entgegen der Vorstellung vom „reichen“ Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedenau ist die (Alters-)Armut im Kiez längst angekommen. Am Beispiel der Altersarmut lässt sich die zunehmende gesellschaftliche Spaltung erkennen.

Sowohl im letzten August wie jetzt im Januar war der Bezirkssozialstadtrat, Arne Herz, Leiter der Abteilung Bürgerdienste und Soziales in Charlottenburg-Wilmersdorf, zu über einstündigen Informationsgesprächen in der Suppenküche St. Marien und hat sich über die aktuelle Lage und vor allem akuten Probleme informieren lassen. Die Diskussion war sehr intensiv und rege. Die Zuschüsse des Bezirksamtes für Soziales für die Suppenküche wurden im Winter erhöht, wofür wir sehr dankbar sind. Leider wird unter dem Strich nur die Inflation aufgefangen. Eine besondere Gelegenheit bot sich für uns, als Ende Januar der Sozialausschuss der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf, unter Vorsitz von Frau Heike Hüneke, in der Suppenküche St. Marien tagte. In einem 20-minütigen Einstiegsreferat konnte ich auf die momentanen Schwierigkeiten der Suppenküchen in Berlin eingehen. An das Referat schloss sich eine rege Diskussion mit vielen Nachfragen an. Beide Ereignisse boten die Möglichkeit, die Politiker unseres Bezirkes für unsere Anlegen direkt zu gewinnen.
Nach zwei Jahren Zwangspause aufgrund der Corona Pandemie konnten wir erstmalig wieder am 3. Dezember 2022 unser Adventsessen für Bedürftige im Großen Pfarrsaal von St. Marien durchführen. Durch großzügige Spenden einiger Sponsoren war dieser Abend möglich geworden. Es gab Gans mit Klößen und Rotkohl, zum Dessert Apfelstrudel mit Vanillesoße und Kaffee. Der Abend wurde musikalisch von einem unserer Gäste bestritten. Insgesamt ein ruhiger, besinnlicher Adventsabend – durchaus sehr gelungen. Die Resonanz der Gäste war auch überwältigend. Am 23. Dezember haben wir dann 60 Weihnachtstüten mit selbstgebackenen Keksen, Schokolade, Wurst- und Fischkonserven und Kosmetika an unsere Gäste ausgegeben. Hier einen herzlichen Dank an alle Spende-r*innen, ohne die diese Aktion nicht umsetzbar gewesen wäre. Beide Aktionen haben verdeutlicht, wie wichtig, gerade in der Adventszeit, derartige Projekte sind. Die Leute freuen sich und vergessen für einen Moment ihre Probleme.

Im Januar haben nach ebenfalls zweijähriger Pause erstmals wieder die Vorträge vom Leiter der Suppenküche im Rahmen des Ethikunterrichtes zum Thema „Armut und Obdachlosigkeit“ vor zwei Klassen des Rheingau-Gymnasiums stattgefunden. Nach einem Einstiegsreferat kam es in beiden Klassen zu einer regen Diskussion. Eine Möglichkeit jungen Menschen die Armutsproblematik nahe zu bringen. Die seit Jahren bestehende Kooperation führt in diesem Jahr wieder dazu, dass diese beiden Klassen federführend eine Sachspendensammelaktion für die Suppenküche durchführen. Zwei zehnte Klassen haben beim Verkauf von Crèpes eine Barspende von 100,-Euro „erbacken“. Für beide Spendenaktikonen herzlichen Dank.

Neben diesen erfreulichen Dingen gibt es auch Belastendes: Seit August des letzten Jahres sind durch die Inflation die Ausgaben für das Mittagessen um ca. 25 % gestiegen. Hinzukommen die gestiegenen Kosten für Strom und Heizung. Zu allem Unglück ist im letzten Hebst noch die Spülmaschine kaputt gegangen und wir mussten kurzfristig eine neue sogenannte Profimaschine kaufen. Mit dem Preis von 4000,-Euro hatten wir sofort ein Loch im Etat. Unser altersschwacher Wäschetrockner wird im Laufe dieses Frühjahrs ausgetauscht. Auch hier wieder ein Profi-Gerät. Für unsere Zwecke sind normale Haushaltsgeräte ungeeignet. Diese Dinge belasten unseren Etat enorm und ein Ende der Preissteigerungen ist dabei noch gar nicht absehbar.

Diese negativen Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf unsere Gäste: Die Gereiztheit und die Aggressivität haben zugenommen. Im November standen wir sogar kurz vor einem Polizeieinsatz, konnten den Konflikt dann aber doch noch in der letzten Sekunde schlichten. Kurzum: Die Not der Bedürftigen hat zugenommen.

Die zunehmende Unsicherheit in der Bevölkerung hat sich bei den Erntedankspenden für die Suppenküche Anfang Oktober 2022 gezeigt: Erstmalig seit über zehn Jahren ist der Umfang der Sachspenden um ca. 10-15 % zurückgegangen. Selbst in den Pandemiejahren 2020 und 2021 war dies nicht der Fall, d. h. die Spender*innen gehen anders mit ihrem Spendenbudget um.

Daher habe ich eine große Bitte an Sie: Helfen Sie die Arbeit der Suppenküche St. Marien in ihrem Kiez zu unterstützen. Willkommen sind neben Geldspenden auch Sachspenden aller Art, sofern diese in der Regel haltbar sind: Dies sind Konserven, wie z.B. Suppen, Gemüse, Obst, Würstchen, Fisch, Wurst und Fleisch. Ebenfalls hilfreich sind Kosmetik- und Hygieneartikel sowie Reinigungsmittel.

Jede gute Gabe hilft uns bei der Bewältigung unserer Aufgaben. Vergelt´s Gott!
Spendenkonto der Suppenküche St. Marien
Katholische Kirchengemeinde Maria unter dem Kreuz
Verwendungszweck: Suppenküche
Pax-Bank
IBAN: DE79 3706 0193 6000 7380 24
BIC: GENODED1PAX

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