Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

Einführung von von Eva Bittner und Stefan Schütz

Wenn man die Texte Georg Zinners über Pflege und Begleitung, Hospiz, Wohnen, bürgerschaftliches Engagement und seine Gedanken allgemein zum alten Menschen liest, spürt man, dass er auch ein wenig die Zeiten vorbereiten wollte, in denen er selbst sein Leben im Alter genießen würde. Die Texte sind durchdrungen von der Vorstellung, dass Bürger jeglichen Alters mündig und selbstbestimmt ihr Schicksal in die Hand nehmen und erst dann professionell unterstützt werden sollten, wenn sie diese Hilfestellung benötigen und wünschen. Ein vor 40 Jahren noch revolutionärer Paradigmenwechsel weg von der Versorgung und Bevormundung hin zur Teilhabe und Mitwirkung in einem generationenüberspannenden Gesellschaftsmodell, das heute vielleicht nicht mehr so radikal klingt, aber dennoch an Aktualität für die Gemeinwesenarbeit nichts eingebüßt hat.

Seine für verschiedene Altersgruppen und gesellschaftliche Zusammenhänge formulierten Überlegungen setzen bei den Potenzialen und Stärken der beteiligten Menschen an und fordern damit auch eine Weiterentwicklung der Sozialarbeit, die nicht die Defizite verwaltet, sondern die zivilgesellschaftlichen Kräfte erkennt und die Möglichkeiten sozial-kulturellen Arbeitens nutzt.

So kritisch wie er gegen die undifferenzierte und entmündigende Haltung von Politik und Institutionen zu Felde zog, so tief war sein Respekt gegenüber der Erfahrung und dem Gestaltungspotenzial des alten Menschen. In diesem Sinne genoss er als regelmäßiger Besucher die Aufführungen des Theaters der Erfahrungen, fungierte als Aufbauhelfer unzähliger neuer Projekte und gab wichtige Impulse für die Auflösung jeglichen institutionellen Schubladendenkens. Auch seine Scheu vor der direkten Konfrontation mit Krankheit und Sterben war durchaus spürbar, sie traten letztlich viel zu schnell in sein Leben, noch bevor er die Potenziale des eigenen Alters – befreit von den Mühen des Arbeitslebens – auch nur annähernd ausschöpfen konnte.

Eva Bittner ist seit 1984 Mitarbeiterin im Nachbarschaftsheim Schöneberg und leitet gemeinsam mit Johanna Kaiser das Theater der Erfahrung.

Stefan Schütz ist seit 2000 Mitarbeiter im Hospiz des Nachbarschaftsheims Schöneberg.