Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

Einführung von Stephan Wagner

In diesem Sonderheft liegen vier Texte von Georg vor, die sich explizit mit dem Thema Ehrenamt auseinandersetzten. Sie umfassen den Zeitraum von 1996 bis zu seinem Tod im Frühjahr 2014. In ihnen ist seine grundsätzlich positive Haltung gegenüber ehrenamtlicher Arbeit in vielfältiger Weise erkennbar. Für ihn war, was man sehr gut am Text aus der Zeitschrift Sozialmanagement aus dem Jahr 1999 erkennen kann, Ehrenamtlichkeit immer auch persönliches Handeln und Gestalten der Bürgerinnen und Bürger, angetrieben von eigenen Bedürfnissen aber auch von politischem Gestaltungswillen. Die Thesen in diesem Text waren so schon einmal weitgehend 1996 in dem Buch "Perspektiven gesellschaftlichen Zusammenhalts", herausgegeben von Ernst Kistler, Heinz-Herbert Noll und Eckhard Priller veröffentlicht worden, allerdings ohne die lebendigen redaktionellen Erläuterungen, die in dem hier vorliegenden Text enthalten sind.

Georg war, bei aller theoretischen Durchdringen seines Handelns, nie ein Theoretiker, er war der praktischen Sozialarbeit in ihrem täglichen Handeln verpflichtet und beherrschte ihre Werkzeuge vorbildlich. Sehr gut lässt sich das an der genau durchdachten, ja man kann sagen liebevollen Gestaltung des Leitfadens für ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement für Mitarbeiter des Nachbarschaftsheim Schöneberg ablesen. Wer hier genau liest und dem Text mit dem inneren Ohr zuhört, kann nicht nur das genaue und präzise Wissen über die Bedürfnisse Ehrenamtlicher erkennen, er kann auch sehen, das bestimmte reflexartige Abwehrbewegungen von Hauptamtlichen Georg sehr bewusst waren, und er versucht hat, diese nicht auszublenden sondern sie bewusst sah und um behutsame Veränderung bemüht war. Dabei hat er in der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung kein Blatt vor den Mund genommen. Seine Prämisse war, nur Organisationen, die gesellschaftlich tief in der Bürgerschaft verankert sind und wirtschaftlich so erfolgreich sind, das sie nicht auf jeden ökonomischen Krummen aus dem Brotkorb der Politik angewiesen sind, können auch die Finger in vorhandene Wunden legen und Veränderung bewirken. Sie sind dabei auf die aktive Unterstützung der Bürger angewiesen.

Bürgerbeteiligung und Opposition zu sinnlosem bürokratischen Handeln war für Georg Zinner innerer Kern demokratischer Verhältnisse. Diese Positionen prägen die beide Texten aus dem Jahr 2013: In der Buchbesprechung zu Nina Apin’s „Das Ende der Ego-Gesellschaft“ spürt man seine Freude und seinen Spaß an einer eigensinnigen, widerständigen ehrenamtlich aktiven Bürgerschaft. In der dokumentierten Mitschrift des Ausschusses für bürgerschaftliches Engagement des Landes Berlins vom Oktober 2013 erlebt man ihn noch mal in der Auseinandersetzung mit staatlicher Bürokratie. Klar und deutlich benennt er Schwächen und macht auf den humanen menschlichen Kern ehrenamtlicher Arbeit aufmerksam. Sein Beitrag wird geleitet von dem Gedanken, aufzuzeigen was ist, und nicht Vorträge zu halten, mit denen neue Fördermittel akquiriert werden können.

Diese Geradheit, manchmal auch gepaart mit einer etwas bulligen, auf seine bayrischen Wurzeln verweisenden Knorrigkeit, hat zutiefst seine große Wirkung auf die mit ihm arbeitenden Menschen ausgemacht. Man war sich zu jeder Zeit sicher, dass man mit Georg Zinner sprach, und nicht mit einem Amt oder einer Funktion. Die hier vorliegenden Texte zur ehrenamtlichen Arbeit lassen diesen wichtigen Wesenszug von ihm deutlich aufblitzen. Georg du fehlst uns.

Stephan F. Wagner ist seit 1997 Geschäftsfüherer der Paritätischen Akademie Berlin und seit Mai 2014 Vorsitzender des Verbandes für sozial-kulturelle Arbeit e.V.