Friedenau zählt
Für die bislang in Berlin einmalige Aktion waren stadtweit 61 Orte als vorübergehende Zählbüros eingerichtet. Angelehnt an Vorbilder wie Paris oder New Yorck, in denen es bereits ähnliche Aktionen gab, schwärmten zwischen 22:00 am Abend bis 1:00 Uhr am Morgen mehr als 3700 Freiwillige aus, um zu ermitteln, wieviele Menschen - auch nachts - in Berlin auf der Straße leben.
In unseren Treffpunkten Kidöb und Al Nadi hatten sich bis zum Abend fast 50 Freiwillige eingefunden, um sich einem der insgesamt neun von hier startenden Teams anzuschließen. Kolleginnen aus unserem Nachbarschaftsheim waren schon seit dem Nachmittag zugange, um die Verpflegung der Teams vorzubereiten. Es gab leckeres arabisches Gebäck, ofenfrische Brezeln, Kuchen und Kekse, Obst und natürlich Tee, Kaffee und Wasser, damit sie sich gut für die Nacht stärken konnten.
Bevor es aber losging, gab es eine Einführung durch die geschulten Teamleiterinnen und Teamleiter - allesamt ehrenamtlich Engagierte wie die Zählenden selbst. Einige Regeln und die abzulaufenden Gebiete wurden besprochen und vorgestellt. Die Freiwilligen ordneten sich selbst den unterschiedlichen Routen zu, die den Friedenauer Kiez sowie Teile des südlichen Schönebergs abdeckten - dabei standen sowohl größere Areale, als auch kleine Gebiete zur Auswahl.
Nicole Katschewitz, eine der Friedenauer "Mitläuferinnen" im Gebiet rund um die Saarstraße, war mit ihrem Team etwa zwei Stunden unterwegs. Obdachlose trafen sie hier nicht an, dennoch war sie froh, sich an der Aktion beteiligt zu haben - wie auch ihre anderen Teammitglieder. Die Idee, sich für Verbesserungen der Lebenssituation von wohnungslosen Menschen einzusetzen findet sie sehr gut.
Laut Auskunft der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die diese Aktion organisiert und begleitet hat, ist Wohnungslosigkeit in Berlin aktuell eine große Herausforderung. Zur Zeit lägen nur Schätzungen vor, wieviele obdachlose Menschen, von bestehenden Hilfesystemen nur ungenügend erreicht werden und auf der Straße leben. Sie reichen bisher von ca. 6.000 bis 10.000 Menschen.
Wir sind gespannt auf die berlinweiten Ergebnisse dieser "Nacht der Solidarität", die ab 7. Februar von der Senatsverwaltung präsentiert werden soll und auf deren Grundlage Berlin seine Hilfs- und Beratungsangebote ausweiten und spezialisieren will.