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23.11.2020 / Startseite

Vom Gastronom zum Pfleger

Stephan Kühn wollte einen krisensicheren Job und wechselte nach 33 Jahren in der Gastronomie in die Pflege. Jetzt arbeitet er als Pflegekraft in der Sozialstation Friedenau. Ein Gespräch über Motivation, Dankbarkeit und kostbare Momente.
Stefan Kühn, Pfleger der Sozialstation Friedenau. Foto: Nada Carls-Baudach

Berufe in der Pflege begleiten uns ein Leben lang. Von der helfenden Hand im Geburtszimmer über die tägliche Betreuung in der häuslichen Pflege bis zur Begleitung im Hospiz sind die Berufsfelder vielseitig wie unverzichtbar. Aber leider auch von einem großen Personal- und Fachkräftemangel betroffen. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass sich die Versorgungslücke im Pflegebereich in Deutschland bis zum Jahr 2035 auf insgesamt knapp 500.000 Fachkräfte vergrößern wird. Das sind Zahlen, die das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln veröffentlicht hat. Ein zentraler Grund für die Versorgungslücke ist unter anderem das schlechte Image der Pflegeberufe: schwere Arbeit, schlechte Bezahlung, familienunfreundliche Arbeitszeiten. Ein frischer Wind – das ist, was sich viele für die Berufe in der Pflege wünschen.

Abseits der Statistiken treffen wir täglich Menschen, die einem Pflegeberuf nachgehen. Teils schon ihr ganzes Berufsleben, teils erst ganz neu dabei. So auch Stephan Kühn. Im Mai 2020 hat er als Hauspfleger in der Sozialstation Friedenau angefangen. Dass der 49-Jährige gebürtige Hennigsdorfer aus der Gastronomie in die Pflege wechselte, sieht er als Vorteil: „Ich schaue mir die Menschen an, ohne sie zu bewerten. Im Gastronomiebetrieb wusste ich dann, ob ich einen Tisch mit feiernden Damen unterhalte oder zurückhaltend Geschäftsleute beim Business-Lunch versorge. Diese Erfahrung lässt sich gut auf die Pflege übertragen."

Empathie ist sein Motor

Nach wenigen Minuten Gespräch wird klar, dass Stephan Kühn mehr als frischen Wind für seine neue Tätigkeit mitbringt – ein kleiner Wirbelsturm aus Sympathie, Unbeschwertheit und viel Herz. Und dabei redet er, wie ihm der Mund gewachsen ist. Mit seiner Offenheit gewinnt er im täglichen Dienst auf vielerlei Ebenen: das Vertrauen der Klienten, den eigenen Spaß an der Arbeit sowie ehrliche Worte und viel Dankbarkeit.

Empathie ist sein Motor. "Diese Menschen haben sich ihren Lebensabend oft anders vorgestellt. Da sitzt man plötzlich im Rollstuhl oder ist nach dem Tod des Partners einsam. Dann hilft manchmal Reden, ehrliches Reden. Und Zuhören. Oder ein Witz! Aber das geht natürlich nicht immer und nicht bei jedem. Aber das kann man rausfinden", erzählt er lächelnd.

Seit Jahren pflegt er ehrenamtlich seine Nachbarin

Der Wechsel aus der Gastronomie in die Pflege ergab sich fast von selbst. Seit 2019 pflegt er seine Nachbarin privat und ehrenamtlich. „Oma“ nennt er sie liebevoll. "Wir kannten uns als Nachbarn, aber dass ihr Mann gestorben war, wusste ich nicht." Seitdem ist Stephan Kühn täglich für Oma da - kauft ein, putzt, kocht, beantragt einen Pflegegrad, bringt ihren Alltag in Ordnung und ihr Leben auf Trab. "Manchmal ist sie wie ein Kind, weint viel um ihren Mann. Dann schnapp‘ ich sie mir und fahre zu meinen Eltern in den Garten."

Bis 2019 arbeitete Stephan Kühn noch in Vollzeit als Leiter eines großen Restaurants am Potsdamer Platz, mit 87 Angestellten und 850 Sitzplätzen. 33 Jahre ist er zu diesem Zeitpunkt in der Gastronomie tätig und merkt, dass er bereit für etwas Neues ist.

Parallel zum Pflegejob macht er ein Studium im Sozialen Gesundheitswesen

Dass der Beruf nicht für jeden geschaffen ist, weiß auch Stephan Kühn. Aber das sei nun mal wie in jedem anderen Job auch – „man informiert sich, probiert Dinge aus und am Ende weiß man, ob es das Richtige ist oder nicht“. Besonders wichtig ist ihm dabei der Austausch mit Menschen. "Junger Mann, genießen Sie ihr Leben! Reisen Sie! Im Alter machen sie das sowieso nicht mehr." Sätze, die er von seinen Klienten mitnimmt.

Neben seiner Tätigkeit als Hauspfleger bei der Sozialstation Friedenau hat Stephan Kühn im Oktober 2020 ein Fernstudium zum Fachwirt im Sozialen Gesundheitswesen begonnen und kann sich vorstellen, sich in diesem Berufsfeld weiter zu bewegen. Und dabei vielleicht auch etwas zu bewegen.

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