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16.11.2022 / Orte und Plätze

Zum Hafen in (die) Mitte

Von Elfie Hartmann. Jeder liebt Wasser, aber der Berliner ganz besonders, so sagt man. Nichts ist hier leichter zu erreichen als das. Doch den Tempelhofer Hafen zu besuchen wäre allerdings zu simpel als Ausflugstipp unter dieser Rubrik.
Foto: Elfie Hartmann

Und auch viel zu nah an Schöneberg, Friedenau und Steglitz gelegen, den drei Ortsteilen, die die STZ bedient. Etwas Besonderes darf es für einen angemessenen Ausflugstipp schon sein. Und was haben wir denn da. Einen echten historischen Hafen etwa? Ja, haben wir.
Also in die U-Bahn Linie 2 gesetzt und bis zur Station Märkisches Museum gefahren. Von da aus sind es dann zu Fuß ca. 200 Meter die Inselstraße entlang bis zum Historischen Hafen. Und schon stellt sich vielleicht bereits jetzt das erwartete Urlaubsgefühl wie von selbst ein. Denn es riecht, es duftet und schmeckt fast tatsächlich nach Hafen, Wasser und – Spree.

Ein Hafen für Seh-Leute
Mehrere Informationstafeln, am Ufer entlang angebracht, verraten alles über die gegenwärtige Nutzung und über die Geschichte dieses Hafens. Über den historischen Hintergrund der Binnenschifffahrt informiert man aber auch gern direkt an Bord des Museumsschiffes „Renate-Angelika“, das auch im Herbst und Winter, dann allerdings nach Vereinbarung, zu besichtigen ist.
 
Nach der deutschen Wiedervereinigung haben ehemalige Schiffer und Schleusenwärter des Vereins „Berlin-Brandenburgische Schifffahrtsgesellschaft“ glücklicherweise dafür gesorgt, dass viele aus früheren Zeiten übrig gebliebene Binnenschiffe nicht verschrottet wurden. Auch an historischer Schifffahrt Interessierte aus Ost und West haben eifrig mitgeholfen, möglichst viele der Wasserfahrzeuge zu erhalten und zu bewahren.
Manche Schiffe konnten damals für eine einzige D-Mark erworben werden. Die allerdings damit verbundenen auferlegten Kosten für Reparaturen, Reinigung, permanente Wartung, also die Instandhaltung insgesamt, waren allerdings ein riesiges Problem, das gelöst werden musste.
Neben dem schon erwähnten Museumsschiff findet sich nun hier noch „Andreas“, der größte, und deswegen auch im Hafen unübersehbare, erhaltene Dampfschlepper Europas. Während der Bauzeit im Zweiten Weltkriegs standen keine Dieselmotoren zur Verfügung. So musste er notgedrungen einen Dampfantrieb er-halten. Aus diesem Grund ist seine Technik also älter als das Schiff selbst.

Alte Kähne und ein Nutzschiff
Dann gibt es da noch das Schiff „Hans-Wilhelm“ zu betrachten, allerdings nur von außen. Denn es ist verpachtet und dient ausschließlich der Durchführung wissenschaftlicher Experimente. An Bord versucht man unermüdlich, noch bessere Filtermethoden für die Reinigung unseres Spreewassers zu erfinden. Ein jedes der ca. vierzig hier liegenden Dampf-und Motorschiffe, Lastkähne und Schlepper, Fährschiffe, Kähne und Ausflugsboote hat eine eigene Geschichte. Die historischen Wasserfahrzeuge sind zum Teil bis zu 120 Jahre alt und für alle wurden hier Dauerliegeplätze eingerichtet.

Im Sommer konnte man auf dem Deck an Bord der „Renate-Angelika“ speisen oder auch nur den Panoramablick bei einem kühlen Getränk genießen. Das imposante Museumsschiff hat eine Bar und Platz für bis zu 250 Personen für Feiern und andere Veranstaltungen. Doch zu jeder Jahreszeit sind entlang der Straße Märkisches Ufer permanent kleine originelle Kneipen sowie auch größere Restaurants geöffnet. In dieser reizvollen Umgebung und mit dem unvergleichlichen Hafenflair inmitten einer Großstadt, lohnt sich vielleicht genauso und warum nicht, einen kleinen Picknickkorb mitzunehmen und am Uferrand, auf den Bänken oder in den nahegelegenen Grünanlagen auf ganz eigene, individuelle Art zu „speisen“. Urlaub ist letzten Endes eben immer nur das, was man dafür hält.

Idylle mit Tradition
Als Verkehrsknotenpunkt hat der Historische Hafen natürlich seine Bedeutung verloren, denn bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts stieg der Schiffsverkehr einfach zu stark an. So wurde der Bau des West- und Osthafens beschlossen. Zwischen Fischerinsel und Märkischem Ufer gelegen ist der Historische Hafen die älteste noch erhaltene säkulare Einrichtung Berlins und macht ihn damit zum letzten Zeugen einer Tradition der Industriegeschichte.
 
Wie viele Künstler den Hafen und seine Umgebung in unterschiedlichsten Stilrichtungen und Motiven bildlich festgehalten haben, weiß man gar nicht mehr so genau. Auf jeden Fall waren und sind die zahlreichen Motive ein dankbares Material für jeden Kunstschaffenden. Und zu jeder Jahreszeit ergibt sich dazu immer wieder ein anderer Eindruck. Deswegen ist dieser Ausflugstipp auch nicht unbedingt an sommerliche Temperaturen gebunden. Und außerdem wird man im Herbst und Winter kaum mit großen Touristenansammlungen rechnen müssen.

Historischer Hafen Berlin
Berlin-Brandenburgische Schifffahrtsgesellschaft e.V.
Märkisches Ufer
10179 Berlin-Mitte
Tel. 030 2138041

Büro: Fischerinsel 1
Tel. 030 214 73257

Museumsschiff (Ausstellung):
Tel. 03342  301472
BVG:Bus 165 und U-Bahn:
Stat. Märkisches Museum

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