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03.05.2021 / Gewerbe im Kiez

Kein Gratis-Comic-Tag

Von Christine Bitterwolf. Inzwischen gibt es viele Gedenk- und Aktionstage. Manche sind sinnvoll und wichtig, manche sind einfach nur lustig. So wohl auch der Gratis-Comic-Tag an jedem 2. Samstag im Mai. Den gibt es schon seit 2010.
Foto: Thomas Thieme

Die Idee hierzu wurde aus Amerika übernommen, wo es den „free comic book day“ bereits seit 2002 gibt. Es ist eine gemeinsame Aktion der Comic-Verlage und der Comic-Buchhändler, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten wird.
Extra für diesen Tag werden etwa 30 verschiedene Comics gedruckt, die die Händler an ihre Stammkunden verschenken können. In den vergangenen Jahren haben fast 200 Buchhandlungen in Deutschland an diesem Aktionstag teilgenommen. Sie wollen sich damit einerseits bei ihren Kunden für deren Treue bedanken und hoffen andererseits natürlich auch auf einen gewissen Werbeeffekt für ihren Laden.

Die Comics waren eine Zeitlang sehr in Verruf geraten wegen ihrer einfachen Sprache und gradlinigen Handlungsstränge, aber auch wegen den manchmal ulkig dargestellten Gewaltszenen. Sie galten als Schund-Literatur und extra hierfür wurde 1954 eine Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften eingerichtet. Diese hatte dann aber doch weit weniger Bücher als jugendgefährdende anerkannt als erwartet worden war. Später hat sie sich zu einer Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien weiterentwickelt.
Heute sind die Comics überall als Lektüre für Kinder und Erwachsene anerkannt. Einige Asterix-Hefte gibt es inzwischen sogar in lateinischer Sprache, sodass sie als Unterrichtsmaterial an den Gymnasien eingesetzt werden können und eine beliebte Alternative zum üblichen „de bello gallico“ (vom gallischen Krieg) sind.

Dabei haben die Comics nicht erst seit dem 18. Jahrhundert eine kulturelle oder literarische Bedeutung. Sie sind zwar in der heutigen Bezeichnung aus dem Englischen abgeleitet, weil sie meist komisch und lustig sind. Es gab sie aber im weitesten Sinne bereits im alten Ägypten. Damals wurden die gemalten Bilder zum Teil mit Texten erklärt. Auch Friedrich Schiller hatte 1786 eine heitere Bildergeschichte gezeichnet, die mit Texten ergänzt wurde. 1850 hat Wilhelm Busch seine erste Bildergeschichte veröffentlicht.

Bezeichnend für Comics sind die Sprechblasen im Bild oder eingerahmte Texte unter den Bildern. Geräusche oder Gefühle werden oft nur als Lautmalerei wiedergegeben. Diese witzigen Geschichten wurden anfangs nur als ein Streifen mit 3 oder 4 Bildern in Tageszeitungen gedruckt, als Comic Strip, und bekamen erst nach und nach mehr Platz, bis zu einer ganzen Seite. 1933 wurden dann in Amerika die ersten Comic-Hefte herausgegeben und 1967 startete die Serie der Lustigen Taschenbücher.
Neben Micky Maus, Donald Duck und den Peanuts in Amerika entwickelten sich auch Europa viele bekannte Figuren. Die ersten waren in Frankreich Tim und Struppi, später erschienen dann noch Asterix und Obelix. Lucky Luke kam aus Belgien, Fix und Foxi aus Deutschland, Petzi aus Dänemark. In der DDR wurden die Digedags und Abrafaxe eingeführt, und in Japan entstanden die Mangas wie Sailor moon und Dragon Ball.

So hat sich im Laufe der Zeit aus dem Comic mit seinen verschiedenen Stilrichtungen ein eigener Literaturzweig entwickelt. Entsprechend gibt es inzwischen auch Buchhandlungen, die einen Schwerpunkt auf diese Bücher und Hefte legen. Dabei wird nicht nur mit den Neuerscheinungen und Serien, sondern auch mit gebrauchten Heften gehandelt, die zum Teil schon einen antiquarischen Wert haben. Da wird für eins der ersten Lustigen Taschenbücher schon mal über 100 Euro verlangt. Was vielleicht auch daran liegt, dass in den ersten Jahren die nicht verkauften Hefte von den Verlagen als Makulatur vernichtet wurden.

Auch in Schöneberg gibt es mehrere Buchhandlungen, die sich auf Comics spezialisiert haben, wie zum Beispiel die Roman-Boutique in der Martin-Luther-Straße und die Fundgrube in der Eisenacher Straße. In solchen Läden treffen sich gerne die Fans und Sammler. Sie alle sollten von dem Gratis-Comic-Tag profitieren. Aber Corona macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Da fast überall, außer in Berlin, auch die Buchhandlungen im Lockdown geschlossen werden mussten, wurde dieser Aktionstag schon im vorigen Jahr von Mai auf September verschoben. Und weil ein Ende der Pandemie und eine endgültige Öffnung aller Geschäfte immer noch nicht abzusehen ist, wurde der Gratis-Comic-Tag für 2021 leider völlig abgesagt.
So schränkt uns Corona nicht nur im Alltag ein, sondern nimmt uns auch noch so einen erfreulichen Aktionstag.

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