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02.07.2017 / Menschen in Schöneberg

Es war nicht immer einfach …

Friedenau ist ja bekannt als Literaten- und Künstlerviertel in Berlin. Neben den bereits allseits bekannten Schriftstellern wie Günter Grass, Erich Kästner, Max Frisch und Herta Müller lebt seit 1998 auch Eva Zeller in Friedenau, geboren 1923 in Eberswalde.

Eva Zeller wuchs auf dem großelterlichen Rittergut von Nachkommen der Hugenotten - der Familie Bertrand - in Görzke (Fläming) auf. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik in Greifswald, Marburg und Berlin heiratete sie 1944 in einer Kriegshochzeit den Kirchenmusiker Wolf-Dietrich Dirks, der jedoch schon bald im Russlandfeldzug sein Leben ließ. Zur Hochzeit trug sie ein aus Gardinen genähtes Brautkleid. Auf der darauf folgenden Flucht 1945 zusammen mit ihrer Mutter Elisabeth wurde die aus der Kriegsehe stammende erste Tochter Maren geboren, die später Lehrerin wurde und heute auch in Berlin lebt. 1945 sieht sie als traumatisches Jahr ihres Lebens an. Das großelterliche Gutshaus in Görzke bot dann nach dem Krieg wieder Schutz und diente als Basis für ein neues Leben. Eva Zeller bildete hier zunächst Junglehrer aus. 1950 heiratete sie ihren zweiten Mann Reimar Zeller, Kunsthistoriker und evangelischer Theologe. Er war in seiner Lebenslust häufig das genaue Gegenteil der eher introvertierten Schriftstellerin Eva Zeller. Er malte gern Stillleben und war ein profunder Kenner der Kunst Pablo Picassos und des Schriftstellers Thomas Mann. Da er selbst auch Bücher und Artikel schrieb, tauschte er sich mit seiner Frau immer auch intensiv über ihre gegenseitigen Texte aus. 1951 entstand aus dieser zweiten Ehe die zweite Tochter Susanne, die selbst viele Jahre in Friedenau gewohnt hat und Professorin für Theorie, Ethik und Geschichte Sozialer Arbeit war. 1956 wanderten Eva und Reimar Zeller mit ihren beiden Töchtern aus der DDR nach Deutsch-Südwest Afrika (heutiges Namibia) aus, wo für einige Jahre Aufgaben in der deutschen evangelischen Gemeinde Swakopmund auf das Pfarrerehepaar warteten. Hier wurden die Zwillinge Cordula (heute Schauspielerin) und Joachim (heute Lehrer und Historiker) geboren. Eva Zeller erinnert sich an die furchtbare Rassentrennung im südlichen Afrika, gegen die sie mit ersten Jugendbüchern und Erzählungen anschrieb. Die Jahre in Namibia waren ihre ersten kreativen Jahre als Schriftstellerin.

Ihr literarisches Werk ist sehr umfangreich und erstreckt sich über zum Teil in andere Sprachen übersetzte Prosa, Erzählungen, Lyrik bis hin zu ihrer zweibändigen Autobiographie „Solange ich denken kann“ und „Nein und Amen“. Lange vor den diesjährigen Reformationsfeierlichkeiten hat sich Eva Zeller der Frau von Martin Luther, Katharina von Bora, zugewandt und das Buch „Die Lutherin“ geschrieben. In einem weiteren wichtigen Buch „Das versiegelte Manuskript“ setzt sich die Schriftstellerin erneut mit der Nazizeit auseinander. Die literarische Lieblingsgattung von Eva Zeller ist aber vor allem die geistliche Lyrik. Ihren Gedichten begegnen wir heute immer wieder nicht nur in vielen Lyrikbänden und Gesangbüchern, sondern auch in Schulbüchern und Sammelbänden.

Eva Zeller hielt Jahrzehnte in vielen Städten Lesungen ab und war auch mit Hörspielen und Interviews im Rundfunk vertreten. Inzwischen lebt sie im evangelischen Altenheim in der Albestraße in Friedenau, wo auch im beachtlichen Alter von 94 Jahren noch ab und an kleine Lesungen stattfinden und ihre Tochter Cordula die Gedichte ihrer Mutter rezitiert.  

Für ihr literarisches Wirken erhielt Eva Zeller zahlreiche Auszeichnungen, von denen hier nur die wichtigsten genannt sind: Der Droste-, der Gryphius- und der Lenaupreis.
Sie ist Mitglied im PEN-Club und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt.

Thomas Geisler

P.S. Auf die Frage, was ihre literarische Lieblingsgattung sei, antwortet Eva Zeller mit einem entschiedenen „PROSA!“ Diese Antwort verwundert uns, denn ihr Herz schlug ein Leben lang eigentlich immer noch eher für die Lyrik, auch wenn sie ebensoviel Prosa verfasst hat!?. Vielleicht hält sich das aber auch die Waage.

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