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04.06.2019 / Orte und Plätze

Der „himmlische“ Gesang der Feldlerchen

Zum zweiten Mal nach 1998 hat der BUND die Feldlerche zum Vogel des Jahres gekürt.
Vogel des Jahres 2019 auf der „Tempelhofer Freiheit“. Foto: Hartmut Ulrich

1956 schrieb Eugen Roth in seinem Büchlein „Kleines Tierleben“ über die Lerchen als Allerweltsvögel: „Ums kurz zu machen bei den Lerchen/ muß man sie arg zusammenpferchen./ Und darf von Heide-, Ohren-, Hauben-, /sich keine Schilderung erlauben./ Die Feld- ist`s, deren Gottesloben/ das Menschenherz zu Gott erhoben./ Wenn sie am Lied empor geklettert,/ schier unsichtbar am Himmel schmettert.“/

Ihr „Gottesloben“ hat indes einen praktischen biologischen Sinn:  Auch bei den Feldlerchen singen nur die Männchen, um die Weibchen zu locken und gegenüber anderen Männchen ihr Revier durch Gesang zu markieren. Leider fehlen ihnen im baumlosen Gelände einer Wiese die sogenannten Signalwarten, Zaunpfähle oder Baumäste, auf denen sie bequem sitzend energiesparend ihr Revier kundtun. Also steigen sie tirilierend in die Lüfte.

Der Bestand der Feldlerchen ist aber von seiner Allerweltsvogel-Häufigkeit bundesweit inzwischen  um gut 40 % zusammen geschmolzen, so dass sie damit als „bestandsgefährdete“ Vogelart gilt. Schuld daran ist vor allem eine intensive Landwirtschaft, die mit immer mehr Herbiziden und Pestiziden sowie den großen dichten  Monokulturen von Raps, Mais usw. und der Umnutzung von Brachland den zahlreichen heimischen Bodenbrütern die Lebensgrundlage entzogen hat. Der BUND mahnt mit der Ernennung zum Vogel des Jahres zur Abkehr von dieser lebensfeindlichen Agrarwirtschaft und Politik.

In Berlin wurde die Brutpaarzahl 2013 auf 400 bis 500 geschätzt. 2017 waren davon nur noch ca. 200 Brutpaare übrig. Große Brachflächen wurden im Stadtraum – oft ökologisch unbedacht – durch Bauvorhaben als Brutplätze vernichtet. Als die größten Refugien für die Feldlerchen haben sich aber die beiden Berliner Flughäfen, besonders das Tempelhofer Feld mit inzwischen von 160 auf den Rekord von 220 gesteigerten Brutpaaren, erwiesen. Verantwortlich dafür war, dass die Langgraswiese zwischen den beiden ehemaligen Startbahnen jährlich  von April bis August gesperrt, und auch nicht gedüngt und nicht mit Herbiziden behandelt wurde. Damit bot die Wiese durch ihre Biodiversität von Fauna und Flora eine stabile Nahrungsgrundlage mit Insekten, Spinnen, Regenwürmern und diversen Pflanzensamen sowie geschützte Brutplätze für alle bodenbrütenden Vögel, speziell für die Feldlerche.

Auf drei Aufzuchten kommen die Feldlerchen während dieser Zeit. Damit können sie ihre Verluste durch Raubvögel und Füchse ausgleichen. Deshalb ist die Wiese mit Flatterbändern und Hinweis-schildern für diese drei Brutphasen auch in diesem Jahr umzäunt.

Betreten Sie also diese Fläche nicht, halten Sie die Hunde an der Leine und lassen Sie die Vögel in Ruhe. Sie werden`s Ihnen mit ihrem himmlischen „tirili“ aus 50 bis 100 m Höhe danken.

Hartmut Ulrich

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