Zur Orientierung für Menschen mit Behinderungen

09.03.2019 / Projekte und Initiativen

Der Geist ist aus der Flasche

Die zum 21. Januar einberufene Pressekonferenz in der ehemaligen Verwaltungsbücherei des Schöneberger Rathauses wurde von Bürgermeisterin Schöttler (SPD) mit einem Blick in die Zukunft eröffnet, bevor es dann um Einzelheiten in der Gegenwart ging: „Die Einführung der dualen Ausbildung im Jugendamt wird große Auswirkungen haben, auch wenn das nach außen erst mal nicht so sichtbar wird!“
Ausschnitt aus der Internetseite des Jugendamtes

Davon ist in der Tat auszugehen, Denn damit endet die wenig erfolgreiche Zeit bisheriger Bemühungen um Berufseinsteiger, weil das Jugendamt mit dieser neuen Ausbildungsform in einem großen Sprung nun zum Markenführer geworden ist. „Wir warten nicht mehr darauf, dass sich geeignete Bewerber melden, sondern begeben uns selbst auf den Weg,“ so die Bürgermeisterin.

Hauptaktivist in dieser für die Arbeitsfähigkeit des Jugendamts höchst bedeutsamen Frage ist dessen Leiter Rainer Schwarz, der nach unermüdlicher Überzeugungsarbeit vom Land schließlich grünes Licht für die Einführung seiner Innovation bekam.

Im Oktober konnten daher die ersten beiden Interessenten ihre Ausbildung im Rahmen eines neugeschaffenen Studiengangs „Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe“ an der privaten Hochschule für angewandte Pädagogik und im Jugendamt aufnehmen: zwei Tage Theorie an der Hochschule, drei Tage Praxis im Jugendamt. Und: Es gibt eine Ausbildungsvergütung gegen eine Verpflichtung zur Fortführung der Tätigkeit im Jugendamt drei Jahre über das Ausbildungsende hinaus.
Diese neuartige Ausbildung wurde in enger Abstimmung zwischen Jugendamt und Hochschule entwickelt. Und Beachtung verdient zudem der schnelle Start nach der Genehmigung. Denn die Kooperationsbereitschaft der privaten Hochschule machte die von der staatlichen Konkurrenz angekündigte Entwicklungszeit von zwei Jahren überflüssig. Hier zeigte sich also deutlich die Überlegenheit einer Kooperation mit privaten Einrichtungen gegenüber rein staatlichen Planungsprozessen. Und Geschwindigkeit bei der Umsetzung ist dringend geboten. Denn die Lage im Jugendamt ist infolge der seit Jahren anhaltenden Unterbesetzung so ernst, dass selbst die Aktivitäten in brisanten Bereichen wie dem Kinderschutz gefährdet erscheinen.
Wie Jugendamtsleiter Schwarz auf der Pressekonferenz ausführte, sind zur Zeit von den 90 Stellen in den regionalen Sozialdiensten (RSD), die von Insidern gern als Königsdisziplin der Sozialarbeit bezeichnet werden, sage und schreibe 24 Positionen nicht besetzt. Da kommt die Innovation im Amt zur rechten Zeit, denn damit kündigt sich Entwarnung an. Für alle offenen Stellen konnten in-zwischen Bewerber gefunden werden, die entweder in anderen sozialen Bereichen oder pädagogisch tätig waren, als sie auf die offenen Arme des Bezirksamts aufmerksam gemacht wurden. Der erforderliche Abschluss kann nun im Jugendamt nachgeholt werden. Die Lücke schließt sich.
Die beiden ersten Neuen im Amt stellten sich im Anschluss an die Ausführungen ihres neuen Chefs vor. Und wussten Gutes zu berichten. Eine 51-jährige Schneiderin aus Steglitz, deren beruflicher Werdegang auch zu pädagogisch betreuten Design-Projekten geführt hatte, erzählte von ihrem spontanen Beschluss zum Einstieg, weil sie sofort begeistert gewesen sei von der dualen Form der Ausbildung, als sie auf einer öffentlichen Präsentation davon Kenntnis erhielt. Und sie sieht sich durch den bisherigen Verlauf ihrer Ausbildung darin bestätigt. Und eine 18-jährige Schulabsolventin aus Neukölln, für die nach eigenem Bekunden die in der eigenen Familie erfahrene Hilfestellung in allen bisherigen Lebensjahren ihre Überzeugung geprägt  hat, dass soziale Hilfen vieles gerade dort zum Besseren wenden können, wo Mangel an Unterstützung vorherrscht, sah in der gegenseitigen Ergänzung von Praxis und Theorie für sich die optimale Form der Ausbildung. Wer sich für diese neue Form der Ausbildung im Jugendamt interessiert, kann dazu Informationen erhalten bei Beate Krüger, Tel.: 90277 – 4804.

Ottmar Fischer

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