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05.05.2019 / Gewerbe im Kiez

Charlys Tante

Komödie von Brandon Thomas in einer Überarbeitung von René Heinersdorff. Premiere im Schlosspark-Theater am 4. April 2019 mit Markus Majowski, Johannes Hallervorden, Daniel Wobetzky, Kim Zarah Langner, Selma Zikell u.a., Regie René Heinersdorff.
Die „Tante“ streubt sich. Foto: © DERDEHMEL/Urbschat

Fast 130 Jahre und eine Unzahl von Bearbeitungen sind vergangen, seit das Schlosspark-Theater eine weitere Fassung der alten Klamotte des englischen Autors Brandon Thomas auf die Bühne gebracht hat. Am bekanntesten sind wohl die Verfilmungen mit Heinz Rühmann von 1955  und Peter Alexander von 1963 – wer hat sie nicht einst im Kino gesehen? Brandon Thomas, eigentlich Schiffszimmermann, ließ sich diese Figur – oder sagen wir diesen Typen – Ende des 19. Jahrhunderts einfallen, 1892 erschien das Stück in London auf der Bühne und brachte dem Autor die finanzielle Unabhängigkeit. Die deutsche Erstaufführung fand 1893 in Hamburg statt. Es war bald eines der meist gespielten Bühnenstücke in Deutschland. Später gab es sogar eine sowjetische Fernsehadaption aus dem Jahr 1975.

In der Bearbeitung von René Heinersdorff, die das Schlosspark-Theater jetzt auf die Bühne brachte, spielt der bekannte Schauspieler Markus Majowski die Titelrolle, und er spielt sie hervorragend. Überhaupt sind alle Rollen ausgezeichnet besetzt: Johannes Hallervorden und Daniel Wobetzky geben die beiden Studenten Jack und Charly, dessen Tante aus Brasilien, Charlys Titel gebende Tante eben, von ihnen zum Besuch erwartet wird, was sich aber zu ihrem Leidwesen verzögert, denn sie war als Anstandswauwau vorgesehen. Man bedenke, wann das Stück entstand: in einer Zeit, als es noch als sehr unschicklich galt, wenn zwei junge Mädchen unbeaufsichtigt mit zwei Männern zusammen waren – was hätte da alles passieren können!

Die beiden jungen Damen, Schwestern, hatten die Studenten zu einem Brunch eingeladen und standen nun ohne einen Aufpasser da. Damit das Rendezvous nicht in die Brüche ging, musste etwas geschehen. Hier kommt nun der als Tante verkleidete Babbs, der Gärtner, ins Spiel, der seinen Namen noch aus der ursprünglichen Originalfassung des Stücks herleitet, wo ein adliger Freund von Charly die Rolle als dessen Tante übernimmt, ein Lord Babberly. Er wird dazu verdonnert, als Charlys Tante zu fungieren, was er nur unter Protest übernimmt.

Da das Stück von René Heinersdorff nun in der Gegenwart spielt, in der man derartige Aufpasser nicht mehr benötigt, ist der Vater der beiden Angebeteten Türke, der ein wachsamen Auge auf die Jungfräulichkeit seiner Töchter hat. Bei dieser Gelegenheit fällt ihm die angebliche brasilianische Tante in Gestalt von Babbs so angenehm auf, dass er ihr nach einiger Zeit einen Heiratsantrag macht. Die abstrusen Situationen, die dadurch entstehen, bilden den Hauptspaß im zweiten Teil des Stückes. Auch Jacks Vater hat nämlich ein Auge auf die sogenannte Tante geworfen, die ihm mit ihrem Reichtum gerade rechtzeitig kommt, um ihn aus seiner drohenden Pleite zu retten. Die beiden Freier versuchen sich gegenseitig das Wasser abzugraben, und der Gärtner Babbs muss sich einiges einfallen lassen, um die Situation zu retten. Als dann schließlich die echte Tante aus Brasilien auftaucht, ist das Chaos perfekt, und das Publikum kommt aus dem Lachen nicht heraus.

Johannes Hallervorden und Daniel Wobetzky legen zum Schluss einen rasanten Tanz auf die Bretter, und alle ernten einen stürmischen Beifall für ihre Leistung.

Sigrid Wiegand

Weitere Aufführungen: 8.5.,9.5.10.,11.5., 12.5.(18h),13.-18.5., So 19.5.,18h
Weiterhin in Juni. Sommerpause im Juli. Letzte Vorstellungen im August.

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